„Remember me“ aus dem November 2012






Ein Gottesdienst – geprägt durch den Wechsel von lyrischen und sehr persönlichen Texten, Briefen und Solo-Musik.
Leiser, ruhiger, meditativer als so manch einer unserer Gottesdienste vorher.
Mit einer sehr bewegenden Kerzenaktion und dem ersten Versuch, Text und Musik ineinander zu verweben (Offenbarung und „Gladiator“-Soundtrack)
Hier unser Gottesdienst :





Ich begrüße Sie alle herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst.
In ihm wird es um Abschiede und Erinnerungen gehen.
Im Laufe unseres Lebens gibt es so manche Abschiede.
Zum Beispiel, wenn sich Wege zwischen guten Freunden oder Bekannten trennen oder auch wenn jemand stirbt, der mir ganz wichtig ist.
Auch der Abschied von einer Schule fällt manchen schwer.
Die Erinnerung an all die guten Momente aber bleibt.
Natürlich gibt es auch negative Momente im Leben.
Und es ist wichtig, dass man sich an sie erinnert,
da man ja auch aus Fehlern lernt.
Und dann gibt es auch noch manche Abschiede, die nur vorübergehend sind.
Und wie wichtig ist es dann, sich gemeinsam an frühere Zeiten erinnern zu können und weitere schöne Momente im Leben zu sammeln.
Ich hoffe, dass Sie sich auch an diesen Gottesdienst lange erinnern werden.
Wir feiern ihn im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
(Angelika)

Gebet                                                                

Abschied nehmen müssen fällt schwer, Gott.
Abschied von einem Menschen,
der uns viel bedeutet hat und den wir geliebt haben.
Abschied von einem Ort, der uns zur Heimat geworden ist
Und mit dem wir viele Erinnerungen verbinden.
Abschied von einem Gedanken,
der uns mit großen Hoffnungen erfüllt hat
und mit dem wir viele Erwartungen verknüpft haben.
Wir bitten dich, Gott,
Hilf uns, dass wir hinter den Abschieden unseres Lebens
neue Wege entdecken,
neue Möglichkeiten finden,
neue Freiheiten wahrnehmen.
Richte unseren Blick nach vorn
und mache uns empfänglich für alles Neue,
was du für uns bereithältst,
wenn wir das Gewohnte aufgegeben,
das Vertraute losgelassen
und das Belastende niedergelegt haben.
Amen


Es verletzt mich so sehr dich zu verlieren
Abschied nehmen zu müssen von unserer Freundschaft
Es tut weh zu wissen,
ich könnte bei dir sein, hätte ich nur den Mut
es müsste nicht so schmerzhaft sein, hätte ich nur die Kraft
es hätte alles anders ausgehen können, hätte ich nur vertraut.
Aber ich habe nicht die Kraft, den Mut, das Vertrauen
Ich muss loslassen,
dich loslassen
dich fortgehen lassen und vertrauen
dich in guter Erinnerung behalten,
doch es ist so schwer, denn der Schmerz sitzt so tief.
Aber ich weiß, irgendwann werde ich Abschied nehmen
Loslassen
Dich loslassen
Doch wann?
Wann werde ich dafür stark genug sein?
Wann dafür die Kraft haben?
Wann?
(Krista)
 
Ich knie vor dir
Vor dem was dafür sorgen soll
Dass du nie vergessen wirst
Ich werde dich nie vergessen
Das verspreche ich dir
Ich werde alles dafür tun
Dass du in meiner Erinnerung bleibst
Ich werde nie vergessen
Wie du lachen konntest
Du hast alle angesteckt
Sogar mich
Die fast nie gelacht hat
Nur gelächelt
Aber wenn du lächeltest
Das war einzigartig
Du konntest damit
So viel Mut und Kraft spenden
Mir damit die Angst nehmen
Dein Lächeln und deine Augen
Die waren so schön
Aus ihnen konnte man lesen
Wie aus einemoffenen Buch
Du hast nie gelernt
Eine Maske zu tragen
Du wolltest es nie lernen
Fast nie warst du traurig
Ernst nur wenn es sein musste
Du wusstest immer
Welche Reaktion passend war
Doch nicht zu perfekt
Wunderbar
Warum musstest du gehen
Warum du
Warum?
(Ida)

Abschiedsbrief
Lieber Ralf, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie kann man sich nur so in eine Sackgasse rein rennen? Ich würde jetzt gerne mit dir reden – aber das geht nicht. Ich weiß nicht wie Oma, Opa und Mama dem Autofahrer verzeihen konnten. Ich weiß, es war ein Unfall aber trotzdem – wäre er nicht gewesen, würdest du noch leben und ich könnte mit dir reden. Das ist das schlimmste weißt du? Dass Mama mir oft sagt, wie ähnlich wir uns sind. Alle haben ein Bild von dir, einen Gedanken, ein Erlebnis – ich nicht. Als einzige. Und das mieseste dir gegenüber ist, dass ich mich zwar an das Eis erinnern kann, dass ich bei deinen Fußballspielen gegessen habe, aber nicht an dich. Und komm jetzt bloß nicht von wegen „Du warst noch klein“, ich habe trotzdem ein mega-schlechtes Gewissen! Ich würde gerne etwas über dich wissen aber wann immer ich Mama darauf anspreche fängt sie an zu weinen. Dann schäme ich mich für die Gedanken, dass ich die einzige bin, die noch an dich denkt. Ja, das denke ich. Wenn ich in Eckernförde bin, gehe ich immer zu deinem Grab und hoffe, dass ich irgendwie mit dir reden kann. Eine bescheuerte Hoffnung. Du bist tot. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich zum Beispiel deine Eltern einfach mit deinem Tod abgefunden haben – akzeptiert und weggelegt.
Wie sehr wünsche ich mir jetzt, dass du mir darauf antwortest. Ich würde so gerne wissen, ob du mir wirklich so ähnlich bist … und einmal mit dir auf Tour gehen.  Dich überzeugen, dass Handball besser ist als Fußball. Mehr als alles andere wünsche ich mir einen Tag mit dir. Im Koma liegend, als Nahtoderlebnis, die Wiederauferstehung Ralfs – dazu könnte ich dann sogar ein Buch schreiben! Sogar wenn ich dafür sterben muss will ich wissen wer du bist und mir mein eigenes Bild machen können! Ich muss versuchen dich aus den Schilderungen von Mama und Hannah zu rekonstruieren. Mein eigenes Bild hab ich nicht.
Es fällt mir so unendlich schwer Abschied zu nehmen da ich dich ja noch nicht einmal begrüßen konnte. Nein, es ist so nicht leichter. Es ist mindestens genau so schwer sich zu verabschieden.
Manchmal lebe ich einige Sachen nur für dich. Zum Beispiel hab ich das Klippenspringen für dich gemacht. Und bei der Mountainbiking-Tour habe ich mir vorgestellt wie du mir sagst „Komm schon! Du machst doch nicht jetzt schon schlapp!“ Ich weiß, das ist kindisch und dumm. Mein Gott, was würde ich geben deine Meinung dazu zu hören. Und wie gerne würde ich wissen, wie der Autofahrer nachts ruhig schlafen kann. Ich will dich einfach einmal wirklich sehen können, mit dir reden können. Ich freu mich darauf, dich im Tod endlich zu sehen. Aber bis dahin werde ich versuchen dich am Leben zu halten. Ich kann dich nicht gehen lassen! Das ist so egoistisch! Und verdammt warum sagst du nichts? Ach ja, du bist ja tot.
Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Dass ich mich nicht an dich erinnere. Dass ich nicht Abschied nehmen kann. Dass ich so eine Egoistin bin.
Deine Sara
PS: Ich muss irgendwo da oben einen guten Schutzengel haben - richte ihm von mir ein herzliches Dankeschön aus! Danke. 
(Yuka)


Weißt du noch?
Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?
Am ersten Tag in der neuen Klasse, ich eingeschüchtert von all dem neuen. Du hast dich neben mich gesetzt und einfach, wie es kleine Kinder so tun, gefragt:“Wollen wir Freunde sein?“
Weißt du noch, wie ich dich immer ein wenig aufgezogen habe?
Du hast nur gelacht und gesagt, dass ja nicht jeder so sein muss wie ich. Und das mit sieben Jahren.
Weißt du noch, was wir immer für Blödsinn gemacht haben?
Zaubertränke im Bad, ich hab immer nur umrühren dürfen.
Kartoffelpüree mit Ketchup gemischt und mit Salat gegessen. Gespielt, dass wir den nervigen kleinen Bruder auf die Herdplatte setzen, dabei hast du nur eine Schwester.
Weißt du noch, als ich dich bei deiner ersten Aufführung besucht habe?
Du hast dich so gefreut und wir hatten so viel Spaß, dass du beinahe deinen zweiten Auftritt verpasst hast. Ich blieb bis zum Schluss, im Auto fielen mir dann die Augen zu.
Weißt du noch, wie wir uns immer gestritten haben?
Du warst immer die Bestimmerin, warst bei unseren Spielen immer die Berühmte. Aber ich mochte dich trotzdem, geändert hast  du dich nie.
Weißt du noch, wie traurig wir über unsere Trennung waren?
Nach der dritten Klasse gingen wir auf getrennte Schulen, jeden Tag dachte ich an dich, doch ich konnte nicht verhindern, dass unser Kontakt immer weniger wurde. Ich wollte dich festhalten, doch du entferntest dich immer mehr.
Eine Zeit lang haben wir Briefe geschrieben und uns gewünscht, dass es immer so weiter geht.
Weißt du noch, wie du nicht versetzt wurdest?
Ich musste es über drei Ecken erfahren, du hast mir nichts gesagt. Du bist nicht zu mir ausheulen gekommen, obwohl du das gebraucht hättest.
Weißt du noch, als wir uns für lange Zeit das letzte Mal sahen?
Auf deiner Geburtstagsfeier, mit all deinen neuen Freundinnen. Ich spürte, dass ich da nicht reinpasste, aber ich ließ mir nichts anmerken. Wegen dir.
Weißt du noch, wie wir uns wiedergetroffen haben.
An diesem Tag dachte ich, es würde wieder so werden wie früher. Aber dieser Traum zerplatzte schnell. Es gab Leute, die wichtiger waren für dich und so war es bei mir auch. Leider, wir waren zu verschieden.
Was ist davon geblieben? Ist alles, was von unserer Freundschaft übergeblieben ist eine flüchtige Umarmung beim Treffen, und eine nichtssagende Ansichtskarte aus dem Urlaub? Ist das wirklich alles?
Weißt du noch, wir waren mal beste Freundinnen und für immer unzertrennlich.
Weißt du noch? 
(Ida)
 


Hoffnungstext(Offenbarung 21,1.3-5a)
unterlegt mit Musik aus „Gladiator“
Ich sah einen neuen Himmel
Und eine neue Erde,
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,
und das Meer ist nicht mehr.

Und ich hörte eine große Stimme vom Thron her,
die sprach:
Siehe da,
die Hütte Gottes bei den Menschen!
Und er wird bei ihnen wohnen,
und sie werden sein Volk sein,
und er selbst,
Gott mit ihnen,
wird ihr Gott sein;

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid
noch Geschrei
noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.

Und der auf den Thron saß, sprach:
Siehe,
ich mache alles neu!
(Hannah)
 

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